Wie Eisteilchen Gedanken. Sie sammeln und verbinden sich, werden zu Packeis, das sich weiter verdichtet, bis das Eis zu einer Fläche geworden ist, Schnee fällt. Der Blick geht da und dorthin, nach Westen, nach Osten, nach Süden, nach dem Norden einer Vorstellung. Ich sammelte und suchte einen Faden, der sich nach und nach abzuzeichnen begann: Eine Reise nach Uummannaq zunächst, kurz darauf die Entdeckung eines dramatischen Berichtes von einer Seenotrettungsinsel aus, und immer wieder Geschichten, Meldungen, die sich, weitere Fäden, mit den Berichten Joe Ellis und Noe Moritz Papes verbinden.
Einmal, wie ich in Gedanken auf das nächtliche Fjordeis blickte, dachte ich an Italo Calvinos unsichtbare Stadt Bauci, wie der Dichter notierte: “Nach sieben Tagen Fußmarsch durch niedere Wälder kann man , wenn man nach Bauci geht, es noch immer nicht sehen und ist doch schon da. Die dünnen Stelzen, die sich in großen Abständen von der Erde erheben und über den Wolken verlieren, (sie) tragen die Stadt. Man gelangt mit Leitern hinauf. / Auf der Erde erscheinen die Einwohner selten. Sie haben schon alles Notwendige oben, und kommen lieber nicht herunter. Nichts von der Stadt berührt den Boden, ausgenommen diese langen Flamingobeine, auf denen sie ruht, und an hellen Tagen ein durchbrochener, eckiger Schatten, der sich auf dem Blätterwerk abzeichnet. / Drei Hypothesen stellt man über die Einwohner von Bauci auf, dass sie Erde hassen, dass sie einen solchen Respekt vor ihr haben, jede Berührung zu meiden, dass sie sie lieben, wie sie vor Ihnen gewesen, und nicht müde werden, sie mit abwärts gerichteten Ferngläsern und Teleskopen Blatt für Blatt, Stein um Stein, Ameise um Ameise zu mustern, und fasziniert ihre eigene Abwesenheit zu betrachten.” — stop / aus: Italo Calvino Die unsichtbaren Städte, Frankfurt 2013
Andreas Louis Seyerlein -
Bauci: Polarnacht herrscht.
Skizze Dezember 2019
nach einem Motiv der
Künstlerin Miyo
Yoshida