In einem Aquarium begegnete ich einem Nadelpferdchen. Diese Begegnung war vielleicht der ersten Begegnung eines Kindes mit einer Weihnachtskugel vergleichbar. Ich konnte meinen Blick von dem filigranen Wesen, das hinter etwas Glas vor mir lautlos im Wasser schwebte, nicht wenden. Ich war ganz sicher nicht der erste Mensch gewesen, den dieses feine Wesen im Aquarium wahrgenommen haben mochte, hunderttausende Augenpaare, Nasen, Finger, Menschen eben da draußen hinter den Scheiben, ungefährliche, manchmal kleine Menschen, die auf den Armen oder Schultern großer Menschen hockten. Vor einigen Monaten bemerkte ich in einem Filmdokument eine Meerwalnuss, wunderbare Bezeichnung, ihr Leuchten, und wieder konnte ich mich nicht abwenden, habe mehrere Stunden über Meerwalnüsse geforscht in der digitalen Sphäre. Die Scheibe des Aquariums war nun ein Bildschirm, Blick nur in eine Richtung, keine eigentliche Begegnung, vielmehr Beobachtung. Ich sollte bald einmal einen Versuch unternehmen, Meerwalnüsse tatsächlich leibhaftig dort zu besuchen, wo sie leben, wer weiß wie lange noch. Ich erinnere mich an einen Reisebericht, den Ludwig Hohl notierte. Dort folgende Zeile: 8 Uhr 30. Meer. — Meer leer. stop. Beobachtungszeit = Belichtungszeit. In der vergangenen Nacht wieder ein Traum vom Mann, der vor einem Aquarium sitzt und einen Schwarm dunkelblauer Fische betrachtet. Als ich hinzutrat, hörte ich, dass der Mann mit leiser Stimme Zahlen flüsterte. Ich fragte ihn, was er denn berechnen würde, und der Mann antwortete, dass er die Fische zähle, dass er sich nicht sicher sei, ob es sich bei dem Schwarm blauer Fische, um einen Schwarm von 1556 oder von 1557 Einzelpersonen handele. stop. Ist das wilde Spiel der Polarlichter am Himmel aus einer Tiefe von 70 Metern unter der Meeresoberfläche vor Neufundland noch zu erkennen?